Wir präsentieren hier einige Interviews, die Schülerinnen und Schüler unserer Geschichtswerkstatt geführt haben, um Arten und Weisen des Gedenkens kennenzulernen und sie für unseren Gedenkort, den Hof des Erinnerns, zu nutzen.

Interview mit Jan Malecha, Pädagogischer Mitarbeiter der Gedenkstätte Buchenwald

Interview mit Lilly Zimmermann und Emma Wachenfeld, CRS

Interview mit Ann Katrin Düben, Leiterin der Gedenkstätte Breitenau

  1. Warum finden Sie es wichtig, einen Gedenkort zu haben und zu pflegen?

Die Gedenkstätte Breitenau befindet sich am historischen Ort eines frühen Konzentrationslagers (Juni 1933 bis März 1934), welches der Inhaftierung politischer Gegner der Nationalsozialisten diente, und eines sog. Arbeitserziehungslagers. Das Arbeitserziehungslager Breitenau war die zentrale Haftstätte der Geheimen Staatspolizei Kassel. Hier waren Menschen wegen vermeintlicher Verstöße gegen die nationalsozialistischen Arbeitsvorschriften über einen kurzen Zeitraum inhaftiert, unter ihnen viele ausländischen Zwangsarbeiter/-innen. Darüber hinaus hatte das Lager auch die Funktion einer Art Sammellager, da viele der insgesamt rund 8.000 Inhaftierten von Breitenau in ein SS-Konzentrationslager überstellt wurden, unten ihnen aus antisemitischen oder rassistischen Gründen Verfolgte.

Es ist wichtig, an diese hier nur überblicksartig dargestellte Geschichte zu erinnern und insbesondere an die hinter dieser Geschichte stehenden Opfer. Noch heute besuchen Angehörige der Verfolgten die Gedenkstätte und suchen hier eine Anlaufstelle für ihre Trauer und auch ungelöste Fragen zum Schicksal ihrer Familienangehörigen. Gedenkstätten sind aber nicht nur Orte der Trauer und des Gedenkens, sondern auch des mahnenden Erinnerns und so steht das „Nie wieder“ im Zentrum jeder Gedenkstättenarbeit. Daher bieten Gedenkstätten ein vielfältiges Bildungsangebot, das sich an diverse Zielgruppen richtet und von Führungen über den historischen Ort über Tagesseminare mit thematischen Vertiefungen bis hin zu Vorträgen reicht. Darüber hinaus sind Gedenkstätten Orte der Forschung und der Dokumentation. So werden in der Gedenkstätte Breitenau über 3.000 Gefangenenakten aufbewahrt sowie eine Vielzahl weiterer die Geschichte der Lager dokumentierenden Archivalien, die der Öffentlichkeit zu Recherchezwecken zur Verfügung gestellt werden.

  1. Wie groß ist Ihr Interesse an regionaler Geschichte?

Ich habe ein großes Interesse an Regionalgeschichte, sehe diese aber auch immer im Kontext der größeren historischen Zusammenhänge. So wird die nationalsozialistische Gewaltgeschichte zwar vor Ort konkret, sie ist aber zugleich nur in ihrer Verflechtung und Vernetzung zu verstehen. Eine zukünftige Forschungsaufgabe ist daher zum Beispiel für uns, die Verfolgungswege nachzuzeichnen, die teils eine transnationale Dimension haben, und auch im Hinblick auf Täternetzwerke eine erweiterte Perspektive einzunehmen.

  1. Haben Sie das Gefühl, dass sich die Menschen für die Geschichte in der Region interessieren?

Ich beobachte ein großes Interesse der Lokalbevölkerung an der Geschichte vor der Haustür. Zugleich ist der Bekanntheitsgrad der Gedenkstätte Breitenau relativ gering und ich sehe es als meine Aufgabe, die Gedenkstätte Breitenau sowohl regional als auch überregional bekannter zu machen. Dabei müssen neue Zugänge zur Geschichte gefunden werden, um gerade jüngere Menschen für sie zu interessieren und zu sensibilisieren. Hierbei setze ich auch auf die Zusammenarbeit mit Schüler/-innen und Studierenden im Rahmen von Projekten oder Praktika. Sie können als Multiplikator/-innen der Gedenkstättenarbeit in ihrem Umfeld wirksam werden.

  1. Wenn das Konzept von Museen moderner wäre, würde mehr Interesse bestehen? Zum Beispiel: technisch moderne Möglichkeiten, mehr Selbstbeteiligung in den Rundgängen.

Diese Frage kann ich mit einem klaren Ja beantworten. Nicht nur Museen, sondern auch Gedenkstätten müssen sich dem gesellschaftlichen, dem digitalen und dem medialen Wandel anpassen. Sie müssen Ansätze finden, die eine Teilhabe an der Gedenkstättenarbeit erlauben. Dabei spielen digitale Zugänge eine wichtige Rolle: eine ansprechende Online-Präsenz im Web und den Social Media, der Einsatz von Medienstationen vor Ort zur eigenständigen und vertiefenden Auseinandersetzung oder Peer-to-Peer-Angebote.

  1. Wie beschäftigen Sie sich mit dem Thema Rassismus? Thema in Museen? Medien? Selbst erlebt?

Rassismus ist im Hinblick auf die Geschichte des Arbeitserziehungslagers Breitenau ein zentrales Thema, das wir im Sinne der historischen Wissensvermittlung aufgreifen. Wir stoßen damit hoffentlich auch ein Nachdenken über heutige rassistisch motivierte Diskriminierung und Ausgrenzung an.

  1. Kennen Sie das Historicum und unser Projekt? Wenn ja wie ist ihre Meinung dazu? Wie sind Sie darauf Aufmerksam geworden?

Leider habe ich das Historicum noch nicht besucht, unterstütze euer Projekt aber sehr und freue mich über weitere Informationen.

Interview mit einer Schülerin aus der Oberstufe der Christian-Rauch-Schule

1. Warum findest du es wichtig, einen Gedenkort zu erbauen und
zu pflegen?
Jeder Mensch sollte es verdient haben, auch nach dem Tod
weiterhin gewürdigt zu werden. Niemand sollte in
Vergessenheit geraten, nur weil er nicht mehr unter den
Menschen ist. Mit diesen Orten soll gezeigt werden, dass die
Opfer weiter in uns leben und wir jeden Tag an sie denken.

2. Wie nimmst du die NS Zeit in Arolsen war ?
Durch die Jahre ist mir immer mehr bewusst geworden, wie nah
das alles ist. Dadurch, dass man sich in der Schule damit
beschäftigt und auch beim Herkules zu spüren bekommt, wie es
damals war, verbindet einen das. Man kann sich natürlich nicht
in die Situation hineinversetzen, aber man leidet und fühlt
natürlich mit den Opfern.


3. Wie beschäftigst du dich mit Rassismus ?
Groß beschäftigen tue ich mich damit nicht, ich nehme es
jedoch jeden Tag wahr. Ich finde es schrecklich, dass so etwas
heutzutage noch passiert. Nur weil jemand eine andere
Hautfarbe hat oder eine andere Nationalität, ist er nicht gleich
weniger wert.
Niemand verdient es danach verurteilt zu werden, jeder Mensch
ist gleich viel wert und ich glaube, dass das noch nicht in der
Gesellschaft angekommen ist. Meiner Meinung nach muss
dann mehr von der Politik kommen, die Menschen müssen aus
dem Denken der damaligen Zeit gelöst werden.


4. Interessierst du dich für das Leben der damaligen Häftlinge?

Ja, ich finde es interessant zu sehen, wie schwer die Menschen
es damals hatten und vor allem, was so eine Zeit und so ein
Umgang mit einem macht, das prägt einen für das Leben. Ich
finde es bewundernswert, wie sich die Menschheit ins Positive
entwickelt hat, wobei es auch jetzt noch viele Baustellen gibt.
Trotzdem ist es schlimm zu sehen, dass vor nicht all zu langer
Zeit fast alles anders war und man seine Meinung nicht so frei
präsentieren konnte wie heutzutage.

Moodboard – Stimmen aus Interviews mit Schülerinnen und Schülern aus Bad Arolsen

  1. Warum findest du es wichtig, einen Gedenkort zu erbauen und zu pflegen?

-… weil auch spätere Generationen an die schrecklichen Ereignisse erinnert werden sollen und niemals so etwas wieder geschehen darf. Man sollte die Augen nicht verschließen.

-Es ist nicht vergänglich. Andere Generationen können die Geschichte weiter entdecken und pflegen.

-Es ist wichtig zu wissen, was alles Schlimmes passiert ist.

2. Wie nimmst du die NS-Zeit war?

-Gar nicht, es sei denn, man interessiert sich dafür.

-Nur durch den ITS nimmt man die NS-Zeit in Bad Arolsen wahr.

-Durch die Jahre ist mir immer mehr bewusst geworden, wie nah das alles ist. Dadurch, dass man sich in der Schule damit beschäftigt und auch beim Herkules zu spüren bekommt, wie es damals war, verbindet einen das. Man kann sich natürlich nicht in die Situation hineinversetzen, aber man leidet und fühlt natürlich mit den Opfern.

-Weil so wenige die NS-Zeit wahrnehmen, ist es umso wichtiger, dass die Gedenkstätte errichtet wird.-Kommentar einer Schülerin des Profilkurses Museum

3. Welche Wünsche und Vorschläge hast du für weitere Projekte ?

-Man sollte mehr Werbung machen und Projekte in die Öffentlichkeit ziehen, da man mit Social Media viel erreichen kann. Man sollte viel mehr auf unterschiedliche Weise Werbung machen.

-Die Themen sollten moderner sein und mit mehr Leben gefüllt sein. Die Texte sollten außerdem spannend gestaltet sein.