* 6. April 1871 in Arolsen
✞ 4.1.1940 in Köln
Willi begann seine kaufmännische Laufbahn als Hausierer in umliegenden Dörfern. Dabei war er sehr erfolgreich, weshalb er einen immer größer werdenden Kundenkreis bekam und als “Monatsjude” bekannt wurde, da er monatlich immer pünktlich zur selben Zeit bei seinen Kunden vorbeikam.
Seine Firma R.Löwenstein, nach seinem Vater Ruben benannt, wurde weit bekannt, sodass er nicht mehr aufs Land fahren musste und die Kunden zu ihm kamen.
Im Juni 1913 heiratete er seine Frau Grete, geb. Rosenthal. Sie zogen gemeinsam mit dem Geschäft in die Rauchstraße Nr.10 um (Heute Nr.15).
Im September 1914 wurde Willi als Soldat für zwei Jahre in die Landwehr eingezogen. Zu diesem Zeitpunkt war er 43 Jahre alt und diente in Belgien, Polen, Russland und Frankreich.
Am 22.11.1914 wurde sein Sohn Rudolf geboren und am 18.03.1920 sein zweiter Sohn Erich.
Grete mietete in Willis Abwesenheit das Krugersche Haus, da in ihr bisheriges Haus das Landratsamt hin verlegt werden sollte. Dort führten die beiden das Geschäft bis 1932 weiter, bis sie dann in ihr eigenes Haus in der Hauptstraße 13 zogen, welches Willi vorsorglich vor mehreren Jahren gekauft hatte.
Im November 1932 war Willi Löwenstein Vorstandsmitglied der israelitischen Gemeinde in Arolsen und bat den Magistrat der Stadt um den Zuschuss zu den Kosten für Religionsunterricht des einzigen jüdischen Kindes in Arolsen, seinen Sohn Erich. Die Stadt lehnte das Gesuch ab.
Am 1.04.1933 fand der Boykott jüdischer Geschäfte statt, darunter auch das der Löwensteins. SA-Leute standen vor dem Geschäft und brachten ein Schild mit einer Boykott-Aufforderung und einen Davidstern an.
Eine christliche Familie, die sich zu Beginn der Aktion im Geschäft befand, wurde durch die Hintertür herausgelassen.
Willi schloss das Geschäft an diesem Tag und befestigte ein Schild, der Grund seien die Untaten des ausländischen Judentums gegen Deutschland.
1935 schließt die “Vereinigung der Ehemaligen des Realgymnasiums Arolsens” jüdische Mitglieder wegen fremder Rassenzugehörigkeit aus, im Herbst 1935 hat der Vorstand auch die letzten Ehemaligen jüdischen Glaubens ausgeschlossen, darunter Willi Löwenstein.
Am 2.7.1936 verlieh Willi, als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, die Arolser Thorarolle an Richard Schönstädt in Pömbsen, welcher nach seinem Umzug aus Arolsen die dortige Gemeinde leitete. Damit endete offiziell jedes jüdische Gemeindeleben in Arolsen.
Im selben Jahr am 1.08. zogen Willi, Grete und Erich nach Köln-Lindenthal. Dort starb er im Januar 1940 an Herzschlag.






Quellen:
Synagoge Vöhl (Lwenstein_Willi.pdf)
„Auf einmal sind sie weggemacht“ von Michael Winkelmann