

* 04. März 1896 in Arolsen
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Als zweitgeborene der Eheleute Jakob und Ida Katz (geb. Schartenberg) heiratete Helene 1920 den Textilkaufmann Abraham Ries aus Bunde (Ostfriesland). Nach der Hochzeit in Arolsen zog sie mit ihrem Mann nach Bunde, wo sie ein Geschäft für „Manufakturwaren und Konfektion, Strickkleidung und Betten- und Aussteuerartikel“ führten.
Im Jahr 1922 kam Sohn Ernst Moritz auf die Welt.
Am 30. April 1933 schreibt Abraham Ries folgendes Gedicht:
Mutter Deutschland, willst Du uns verstoßen?
Sag, was haben wir getan?
Treffen wollte man die Großen,
Doch uns Kleinen bringt man aus der Bahn.
Körperlich sind wir noch ungebrochen,
Doch an unsrer Seele naget bittres Leid;
Dennoch halten wir, was wir versprochen:
Treu und Liebe Dir zu jeder Zeit.
Nichts kann uns von Deutschland trennen,
Und in echter Treue stehen wir zu Dir.
Wahre Liebe kann doch nur aus heißem Herzen brennen,
Blut und Glaube nimmer sind entscheidend hier.
Mutter Deutschland, liebe uns nicht minder!
Grad ein Schmerzenskind verstößt man nie.
Alle Menschen sind doch eines Vaters Kinder,
Und in seinem Ehrenbilde schuf er sie.
Mir ist’s ums Herz so bang und schwer,
Ich habe keine Heimat mehr!
Zum Deutschtum soll ich nimmer mich bekennen,
Ich darf mich nicht mehr Deutscher nennen.
Und dennoch lieb ich dieses Land,
In dem schon meine Wiege stand.
Hier rief der Herrgott mich ins Sein,
Hier ruhet der Eltern totes Gebein.
Und ob man ächtet und meidet mich,
Deutsch denke ich und fühle ich.
Wer will mir mein Empfinden rauben?
Ich muß an Deutschlands Zukunft glauben.
Deutschland wird herrlich auferstehn,
Dies Land wird niemals untergehn.
Und steh’ ich auch weit und breit allein,
Ich kann doch Jude und Deutscher sein.
Bunde, 30.4.33 A.Ries
1940 wurde die dreiköpfige Familie in Wilhelmshaven inhaftiert. Der 18 jährige Ernst Moritz wurde im Januar entlassen und flüchtete zu seiner Tante Else Meyerhoff nach Florida.
Am 24. Mai 1944 wurde Helene Ries mit ihrem Mann von Bunde (Ostfriesland) aus in das KZ Westerbork eingeliefert. Von dort aus wurden die Eheleute am 4. September nach Theresienstadt deportiert.
Abraham Ries wurde am 16. Oktober 1944 zusammen mit 1500 Menschen in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Zug traf dort am 18. Oktober ein. Nach einer Selektion wurde Abraham vermutlich in der Gaskammer des Krematoriums III getötet.
Helene Ries wird am 8. Mai 1945 von amerikanischen Soldaten im KZ Theresienstadt befreit und wandert im darauffolgenden Jahr in die USA aus.
1978 trifft sie in Florida auf ihren Bruder Meinhard Katz und ihre Schwester Else Meyerhoff und lebt ab 1983 mit ihrem Sohn Ernst in Florida.
Quellen:
– Synagoge Vöhl
– Winkelmann „Auf einmal sind sie weggemacht“
– Bundesarchiv-Gedenkbuch: Abraham Ries [Zugriff: 11.06.2025]