Walter Schönstädt
*26.12.1905 in Arolsen
gest. 1989 in Frankfurt am Main


Eltern: Richard Schönstädt und Regine, geb. Rose
Geschwister: Julius (1904-?) Martha (1908-?)
Wohnung: Arolsen, Bahnhofstraße 29, später Pömbsen
Walter Schönstädt besuchte von 1915-21 das Realgymnasium in Arolsen.
Ab 1921 machte er eine Kaufmannslehre. 1929 zog die Familie nach Pömbsen, wo er zusammen mit dem Vater das großelterliche Textilgeschäft übernahm.
Am 10. November 1938 wurde seine Manufakturwarenhandlung in Pömbsen und die Wohnung zertrümmert. Ein Jahr später ist die jüdische Gemeinde in Pömbsen zerschlagen. Im Januar 1939 wollte Walter Schönstädt auswandern und ging illegal über die Grenze nach Belgien. Die Sicherheitspolizei griff ihn dort auf und er wurde in eine Lager nach Südfrankreich gebracht, wo er Zwangsarbeit zu leisten hatte. 1940/41 floh in die Schweiz, hielt sich dort zunächst auch in einem Lager auf und erhielt später eine Arbeitsgenehmigung. Einige Zeit arbeitete er in der Folge und arbeitet in einem Warenhaus als Tellerwäscher.
Nach dem Krieg kehrte Walter Schönstädt als einziger jüdischer Überlebender im März zurück nach Arolsen. In der Folge setzte er sich sehr dafür ein, dass Zwangsverkäufe und Enteignungen rückgängig gemacht wurden. Von den neuen Eigentümern wurde er daher als Störenfried angesehen. Im September heiratete er in Arolsen Stephanie Rauschenberg aus der Tschechoslowakei. Sie war seit dem 3. Januar 1946 bei der UNRA (heute Arolsen Archives) beschäftigt, nachdem sie im Juni 1945 aus dem KZ Theresienstadt befreit worden war.


Am 1. Januar 1949 eröffnete Walter Schönstädt in seinem Haus in der Bahnhofstraße 29 ein Geschäft für Textil-, Haushaltswaren und Porzellan. 1959 mussten Walter und Stephanie Schönstädt ihr Geschäft aufgeben und verließen Arolsen. Es gelang ihn nicht mehr, hier Fuß zu fassen. Die beiden zogen nach nach Frankfurt.
Von Walter Schönstädt hat sich u.a. ein reger Briefwechsel mit der Stadt Bad Arolsen und anderen zuständigen Behörden erhalten, in dem er die Wiedererrichtung des jüdischen Friedhofs anmahnt und beratend begleitet.
Im Frühjahr 1984 war es schließlich Walter Schönstädt selbst, der den Gedenkstein zum Andenken an die 1933 bis 1945 umgekommenen Juden aus Bad Arolsen auf dem jüdischen Friedhof errichten ließ, an dem seit 1987 jährlich im Rahmen der Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof ein Kranz und Steine niedergelegt werden.

im Gespräch mit Michael Winkelmann
Quellen:
Synagoge Vöhl, Schönstädt, Walter
Winkelmann, Lebensbilder Arolser Juden, S. 307, 367f.
Unterlagen von Michael Winkelmann
Alina Lefringhausen und Tina Römer